Was ist das hier? Wie funktioniert es?

25 September 2007 - Leave a Response

Dies ist ein exemplarische Lerntagebuch. Nicht nur durch die letzten PISA-Studien werden Medienerziehung und Medienkompetenz in unseren Schulen eindringlich gefordert. Jedoch fällt die Auswahl aus dem Überangebot an multimedialen Möglichkeiten denkbar schwer. Jeder Schüler und jede Schülerin nutzt individuelle Medien (Fernsehprogramme, Musikrichtungen, Hörfunkprogramme, PC- und Konsolenspiele, Internet). Oft sind auch die Lehrerinnen und Lehrer mit den „neuen Medien“ hoffnungslos überfordert. Die Schülerinnen und Schüler kennen sich z. T. besser aus als die Lehrerinnen und Lehrer.

Da aber diese neue Varianten der Sinnkonstruktion im Interpretationsprozess des Individuums einen großen Stellenwert einnehmen und einnehmen dürfen, ist die Thematisierung in Schule und Unterricht unumgänglich.

Der schier endlose Berg an medialen Angeboten macht die Auswahl denkbar schwer. Das Weblog eignet sichhervorragend, da es über große medienrezeptive Schnittmengen verfügt. Die Kommunikationssituation zeichnet sich durch Nachhaltigkeit (die verfassten Texte sind dauerhaft gespeichert) und Flexibilität (Stichwort: Binnendifferenzierung) aus.

Nicht nur das finale Lernprodukt wird abgebildet, sondern ebenso der individuelle Lernweg mit der Möglichkeit des eigenen reflektierten Kommentars.

Außerdem werden Verantwortung und Kontinuität im Umgang mit eigenen Texten und den Kommentaren anderer geübt, Kritikfähigkeit kann bei der Besprechung der eigenen Texte erlernt werden.

Anmerkungen zur Entstehung der Seminararbeit

25 September 2007 - Leave a Response

In diesem Post könnte dann z. B. eine Reflektion über die Entstehung der Arbeit stehen. Schwierigkeiten, Motivation oder Lernergebnisse könnten so dokumentiert sein und für Leserinnen und Leser Hinweise oder Tipps zur eigenen Recherche  dieses oder ähnlicher Themen bieten.

Der Entstehungsprozess wird durchsichtig und (gerade wenn es um die Leistungsbewertung in der Schule geht) nicht mehr nur das finale Produkt kann bewertet werden, sondern auch der Lernweg und die Lernentwicklung.

Seminararbeit mit dem Thema: Fiktion oder Realität im Epilog des Eneasromans

25 September 2007 - Leave a Response

 

Thema:

Heinrich von Veldeke:

 

Fiktion oder Realität im Epilog des Eneasromans

Wissenschaftliche Hausarbeit

 

Fachbereich 10, Studiengang Germanistik

Universität Bremen

Joachim Jazbec

Bodelschwinghstr. 4

28217 Bremen

September 2007

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

1.1 Eingrenzung des Themas

1.2 Fragestellung und Arbeitsweise

2. Der Manuskriptdiebstahl

2.1 Textgenese

2.2 Die Klever Hochzeit – Der Ort des Diebstahls

2.3 Zweifel und Ungereimtheiten

2.3.1 Zweifel um das Jahr der Hochzeit

2.3.2 Zweifel am Ort der Hochzeit

3. Der Thüringer Landgrafenhof und weitere „Verdächtige“

3.1 Der mutmaßliche Dieb Heinrich I. von Schwarzburg

3.2 Der mutmaßliche Dieb Heinrich Raspe III.

3.3 Die Ludowinger als Literaturmäzene

3.4 Neun Jahre verschollen und der Weg nach Thüringen

4. Wahrheit oder Fiktion – Die Kriminalgeschichte des Heinrich v. V.

4.1 Heinrich von Veldeke als „Dieb“ seines eigenen Werkes

4.2 Die veränderte Rolle des Autors

5. Resümee

6. Literaturverzeichnis

7. Anhang

7.1 Abbildungen

1. Einleitung

1.1 Eingrenzung des Themas

Der Epilog im Eneasroman von Heinrich von Veldeke beginnt mit den Worten:

Nû solen wir enden diz bûch. ez dûht den meister genûch, derz ûz der welsche kêrde, ze dûte herz uns lêrde: daz was von Veldeke Heinrîch.(Ettmüller 1986, 750).

Schon diese ersten Zeilen werfen einige Fragen auf, die den Epilog, den Roman, den Autor, die Entstehungsgeschichte und die Literaturgeschichte der höfischen Epik am Ende des 12. Jahrhunderts in Deutschland betreffen. Dem Epilog fällt in diesem Relationsgefüge eine Schlüsselfunktion zu. Er wird als „literaturhistorisches Dokument von hohem Rang“ (vgl. Biesterfeldt 1995), als „ein Stück Fundament der klassischen mittelalterlichen Literaturgeschichte“ (vgl. Frings und Schieb 1949) oder als eines der „kostbarsten Gönnerzeugnisse der mittelalterlichen Literatur“ (vgl. Bumke 1979) bezeichnet. In eindrücklicher Sprache wird dem Leser und der Leserin der Autor vorgestellt, der es „zu dichten verstand“ und das Buch im Auftrag des Thüringischen Pfalzgrafen Hermann I. auch vollenden konnte, obwohl sein Manuskript gestohlen und neun Jahre lang verschollen blieb (vgl. Ettmüller 750 f.). Sämtliche Brüder Hermanns werden als Gönner Heinrich von Veldekes gelobt, außerdem wird darauf verwiesen, dass „wahrheitsgemäß von der Sippe des Eneas gesprochen“ (vgl. ebd.) wurde. Soweit so gut, der Autor dankt seinen Auftraggebern, bezeugt die Richtigkeit seiner Worte und weist auf die schwierigen Entstehungsumstände hin. Dem aufmerksamen Leser und der aufmerksamen Leserin werden jedoch einige Zweifel kommen und es ergeben sich Fragen: Warum spricht Heinrich von Veldeke über sich in der dritten Person? „Das war Heinrich von Veldeke, der es zu dichten verstand.“ (Zeile 13433) Ziemt es sich für einen renommierten und gebildeten Autor des Mittelalters sich selbst in so hohen Tönen zu loben? Der Verlust des Manuskripts wird fast beiläufig erwähnt, was unternahm der Autor, um das begonnene Werk wieder zu finden? Was tat er in der Zwischenzeit? Unter welchen Umständen konnte der Diebstahl geschehen? Wie gelangte das Manuskript und auch Heinrich von Veldeke aus Kleve (dem Entstehungsort des ersten Teils) nach Thüringen? Warum werden nur die Gönner des zweiten Teils genannt und kein Wort über den ersten Teil verloren?

Zur Beantwortung dieser Fragen sind neben den Interpretationen des eigentlichen Romans im Laufe der Veldeke- und Antikenforschung zahllose Abhandlungen geschrieben worden. Diese in Auswahl wieder zu geben oder eine kanonische Auffassung nachzeichnen zu wollen, sprengt den Rahmen dieser Arbeit. Vielmehr befasse ich mich ausschließlich mit dem Epilog; mein Interesse gilt nicht dem antiken Stoff, sondern bezieht sich – ausgehend von einer eher positivistischen Haltung – zunächst auf den Autor und die Textzeugen. Im Anschluss stelle ich rezeptionsästhetische Überlegungen an. Der u. a. von Veldeke verfasste Epilog bezieht sich stark auf die Gönner und wendet sich an die Leserschaft, so dass auch ganz „bodenständige“ Motive wie Sicherung der Lebensgrundlage, Gewinnen oder Erhalten einer literarischen Autorität nicht außer acht gelassen werden dürfen.

1.2 Fragestellung und Arbeitsweise

Die ungewohnte Inszenierung der Autorrolle in der höfischen Epik des 12. Jahrhunderts und die Umstände und Auswirkungen des Mäzenatentums am Thüringer Landgrafenhof unter Hermann I. regten mich an im Rahmen des Seminars „Heinrich von Veldeke“ an der Universität Bremen im Sommersemester 2007, die Umstände und die Forschungssituation um den Eneideepilog zu untersuchen. Ähnlich wie in meinem Referat in der Sitzung vom 31.05.2007 möchte ich die oft fragmentarischen Hinweise und Zeugen sichten, vorstellen, vergleichen, abwägen und Thesen zum Verstehen aufstellen.

Bei der Literarturrecherche sind mir neben den etablierten Aufsätzen von Bernd Bastert, Reinhard Hahn oder Joachim Bumke auch die neueren Ansätze von Sabine Weicker oder Helmut Tervooren aufgefallen und bilden einen zentralen Ausgangspunkt meiner Überlegungen.

Zu Beginn meiner Arbeit setze ich mich mit der Textgenese des Eneasromans und der antiken Vorlage auseinander. Die Adaption der antiken Stoffe und der Einfluss mittelalterlicher Topoi wie Ritterlichkeit und Minne können leider nur am Rande angesprochen werden, da die Überlegungen zum Manuskriptdiebstahl, der im Epilog angesprochen wird, für die Beantwortung der zentralen Frage nach den Motiven und der „Wahrheit“ in den Aussagen des Epilogs wichtiger sind. Es folgen im 3. Kapitel Betrachtungen über die neunjährige Unterbrechung am Eneasroman, sowie die damit eng verbundenen Fragen nach den beteiligten Personen. Hierbei spielt der Thüringer Landgrafenhof mit seinem beginnenden literarischen Interesse am Ende des 12. Jahrhunderts eine große Rolle. Außerdem ist die Frage zu klären, wie das Manuskript von Kleve nach Thüringen gelangte und unter welchen Bedingungen es vollendet wurde. Da lediglich die Unterbrechung am Roman und die letztendliche Fertigstellung belegbar sind, folge ich im 4. Kapitel den „neuen Überlegungen zur Entstehung von Veldekes Eneas“ (vgl. Weicker 2001, 1) von Tina Sabine Weicker. Welche Funktion und welche Motive hätten Heinrich von Veldeke inspiriert, den Diebstahl als fiktive Kriminalgeschichte zu inszenieren? Diese spannende Forschungsmeinung führt meine Betrachtungen zum Schluss ein wenig zur höfischen Epik des 12. Jahrhunderts und verlässt im 5. Kapitel die etablierten Forschungsmeinungen, um eine kurze, den Umfangsgründen dieser Arbeit entsprechenden, eigene These zum Epilog des Eneasromans dar zu stellen.

Die Versangaben in dieser Arbeit entsprechen der Reclamausgabe Ettmüllers aus dem Jahr 1986 (vgl. Ettmüller 1986), der genaue Vergleich der Varianten in den Handschriften kann leider nicht erfolgen.

Ich benutze die Zitatweise mit Klammern und Kapitälchen und keinen Fußnotenapparat, da ich nicht möchte, dass mir der Leser oder die Leserin ständig nickend zustimmt, während er oder sie meinen Text liest. Ich nenne stets den Autor und die Seitenzahl. Die Bücher dazu sind in der Literaturliste zu finden. Die weiteren Formalien zur Gestaltung dieser Arbeit und der Recherche basieren auf den „Richtlinien zur Manuskriptgestaltung“ der American Psychological Association (APA) in der neuesten Fassung (APA Publical Manual, 5th Edition 2001).

2. Der Manuskriptdiebstahl

2.1 Textgenese

Der „Eneasroman“ ist die teilweise Übersetzung, bzw. Wiedergabe des anglo-normannischen „Roamn d´Eneas“, der wiederum auf Vergils „Aeneis“ zurückggeht (vgl. Kartschoke bei Ettmüller 1986, Wehrli 1984). Die antike Stoffgrundlage, die in den letzten Jahrzehnten vor der Geburt Christi im Auftrag des Kaisers Augustus verfasst wurde, wird als Nationalepos des Römertums in der Tradition der Homerischen Epen beschrieben (vgl. Schieb 1964, 44). Die Ursprünge und die Etablierung des Augustinischen Imperiums werden in den zwölf Büchern und etwa 9900 Hexametern anhand der Schicksale Aeneas dargestellt. Das über 1000-jährige Desinteresse an den antiken Stoffen um Troja und Aeneas wurde im 12. Jahrhundert beendet. Die Wiederbelebung geht unter anderem von dem in Tours lebenden Neuplatoniker Bernard Silvestre aus, der um 1150 die Erläuterung Vergils als Dichter und Philosoph „Commentum Bernardi Silvestris super sex libros Aeneidos Virgilii“ verfasste (vgl. ebd.). Die möglicherweise dadurch inspirierten Romane gegen 1160 der höfischen Kleriker, bzw. gebildeten höfischen Mäzenaten der Hochfeudalität sind Veldeke wahrscheinlich ebenso bekannt wie die antike Vorlage. Der „Roman d´Eneas“ gilt als das älteste Werk dieser Antikenadaption, er ist in neun Handschriften überliefert.

Sowohl die französischen, wie auch Veldekes Eneasroman im Mittelhochdeutschen sind keine Übersetzungen, sondern jeweils Anpassungen mit eigenen, zeitgemäßen Anliegen.

Aus dem römischen Nationalepos wird ein mittelalterlicher Ritterroman, in dem Fortuna und Venus, Vorsehung/Schicksal und Minne, die beweglichen Kräfte sind, denen gegenüber der Held sich tapfer zu bewähren hat, und in dem Menschen und Dinge mittelalterlich einstilisiert werden.“ (ebd. 45).

Der zweiteilige Aufbau im „Roman d´Eneas“ ist von Veldeke beibehalten worden (Teil 1: Geschichte um Dido, Teil 2: Höllenfahrt mit Prophezeihungen, Kämpfe um Italien, Laviniageschichte, Zweikampf und glücklicher Abschluss). Heinrich von Veldekes Eneasroman ist um 3372 Verse länger, als das französische Pendant (Veldeke: 13528 Verse, Roman d´Eneas: 10156). Enbenso wie im antiken Roman ist der Text vollständig in Hexametern verfasst (vgl. ebd. 39 ff., Kartschoke bei Ettmüller 1986, 860 ff., Wehrli 1984). Die Dichtung Veldekes blieb das ganze Mittelalter über bis ins 15. Jahrhundert bekannt. Die Überlieferungen sind gemessen an anderen Werken ungewöhnlich zahlreich. In zwölf (Kartschoke bei Ettmüller 1986, 860) Handschriften ist der Text mehr oder weniger überliefert. Eine genaue chronologische Auflistung der Handschriften lässt sich bei Gabriele Schieb finden (vgl. Schieb 1964, 39 ff.).

Heinrich von Veldeke hat einen Dialekt gesprochen (Massländisch-Limbrugisch), der sich jedoch nicht in den Handschriften wiederfindet. Diese sind in Hochdeutsch oder Oberdeutsch verfasst. Veldekes „Servatiuslegende“ ist in altlimburgisch verfasst und war nur für ein regional begrenztes Publikum bestimmt. Daher könnten die ersten Teile des Eneasromans ebenfalls in diesem Dialekt verfasst und später von fremder Hand überarbeitet worden sein oder Veldeke orientiert sich an einer überregional orientierten Hofsprache (vgl. Kraus 1908). Hierfür sprächen einige Verse, die zwar frei von Regionalismen verfasst wurden, jedoch noch Reste des Niederdeutschen aufweisen (vgl. Schieb 1964, Wolff 1973, Kartschoke bei Ettmüller 1986).

Schon während der Entstehung scheint der Roman bekannt gewesen zu sein. Die wohl von fremder Hand eingefügten Zeilen 13429-13490 belegen den Beginn der Arbeit (her hete ein lange stunde daz mêrre teil getihtet) bis zum Vers 10932 (den brief derm an dem zeine quam.). Heinrich von Veldeke gab das unvollständige Manuskript einer Dame zu lesen (her liez ez einer frouwen ze lesene und ze schouwen, ê danne manz wol schreve, Zeilen 13445-13447). Über die Wahrhaftigkeit dieser Angaben wird im folgenden noch zu sprechen sein, den widersprüchlichen Schlussfolgerungen in der Forschungsgeschichte um den Epilog widme ich mich in den letzten beiden Kapiteln ausführlich. Um zum einen nicht die hundertfünfzig-jährige Veldekeforschung zu vernachlässigen und zum anderen des besseren Überblicks wegen, nehme ich zunächst die Genese des Textes, wie er im Epilog beschrieben wird, als wahr an. Des weiteren wird berichtet, dass es eine Gräfin von Kleve gewesen sei, die das Manuskript zu lesen bekam und es auf ihrer Hochzeit mit dem Landgrafen von Thüringen in Kleve gestohlen wurde (daz was diu grâvinne von Cleve, Zeile 13448; dô si der lantgrâve nam, dô wart das bûch ze Cleve verstolen, Zeilen 13454-13455). Daraus ergibt sich eine Unterbrechung in der Textgenese von allgemein hin angenommenen neun Jahren, bevor Heinrich von Veldeke das Manuskript zurück erhielt und beendete. Wolfgang Brandt findet zahlreiche textliche Kriterien in der Erzählkonzeption, die diesen Einschnitt belegen sollen (vgl. Brandt 1967, 88 f.), eine genauere Betrachtung kann aber in Bezug auf das Thema dieser Hausarbeit außer acht gelassen werden. Fest zu halten bleibt, dass auch Ludwig Ettmüller einen Schnitt im Vers 290, 3 vornimmt und an dieser Stelle das im maasländischen entstandene Manuskript endete und das Thüringische beginnt (vgl. Ettmüller 1986, 853).

Die weiteren Daten und damit verbundenen Zweifel um die Entstehung von Veldekes Eneasromans sollen im Folgenden untersucht werden. Zunächst stelle ich die allgemein anerkannten Quellen und deren Aussagen zur Klever Hochzeit dar, bevor ich in Kapitel 2.3 die daraus entstanden logischen Brüche erläutere. Ähnlich einer Detektivarbeit sammle ich die Indizien, um sie anschließend (Kapitel 3) aus zu werten. Die möglichen Diebe und ihre Motive sollen hier untersucht werden, bevor ich im vierten Kapitel eine weitere Möglichkeit aufzeige und die Folgen für den Autor, das Werk und seine Entstehung beleuchte.

2.2 Die Klever Hochzeit – Der Ort des Diebstahls

Die so genannte Klever Hochzeit zwischen Ludwig III., Landgraf von Thüringen und Pfalzgraf von Sachsen mit Margarete, Gräfin von Cleve ist laut Epilog des Eneasromans der Ort, an dem das Manuskript gestohlen wurde. Die Verbindung zu Heinrich von Veldeke entsteht durch die Annahme, dass der Geburtsort Heinrichs ein Dorf in der Nähe von Hasselt gewesen sein könnte und somit in der Nähe des Ortes Cleve oder heute Kleve im Rhein-Maasgebiet an der deutsch-holländischen Grenze (vgl. Abb. 1) gelegen haben könnte. Die genaue Herkunft Veldekes ist durch kein Dokument oder Urkunde zu bezeugen, lediglich die Rückschlüsse aus den spärlichen Selbstaussagen des Dichters, den literaturhistorischen Zusammenhängen und außerliterarischen Daten und Fakten lassen die Vermutung zu, dass er Verbindungen nach Maastricht gehabt hat (vgl. Katschoke bei Ettmüller 1986, 845). Die vor dem Eneasroman entstandene „Servatiuslegende“ könnte im Auftrag der Gräfin Agnes von Loon verfasst worden sein (vgl. Tervooren 2006, Walter 1970). Die geografisch enge Verbindung zwischen dem Schaffensort Veldekes und der Klever Hochzeit legt den Schluss nahe, dass der Diebstahl des Manuskripts tatsächlich stattgefunden haben könnte. Bernd Bastert bringt 1994 mit seinem Aufsatz „DÔ SI DER LANDGRÂVE NAM“ die „in Stagnation gefangene Diskussion“ (Weicker 2001, 1) um den Epilog des Eneasromans neue Impulse in dem er die Fakten neu sichtet und ordnet. Tina Sabine Weicker geht 2001 noch einen Schritt weiter und bewertet die Ergebnisse Basterts wiederum neu. Die Zweifel Basterts an den bestehenden Meinungen, sowie die neuen Überlegungen Weickers stelle ich in Kapitel 2.3 und 4 zusammen, beide legen jedoch die auch von mir durchgeführte „Beweisführung“ konventioneller Art zu Grunde.

In der „Rheinhardsbrunner Chronik“ von 1340-1349 (vgl. Bastert 1994, 254) wird von einer Heirat Ludwig III. mit einer „ducis Austrie filia“ im Jahre 1172 berichtet. Der Verbindung zu der Tochter des Herzogs von Österreich habe Ludwig nur auf Drängen seiner Familie zugestimmt, eigentlich wollte er keusch bleiben. Die Zweifel an diesen Aussagen überwiegen in der Forschung, da die Rheinhardsbrunner Chronik als stark traditionsorientiert gefärbt gilt. Das Hauskloster der Ludwowinger um Ludwig III., das Rheinhardsbrunner Kloster rang im 14. Jahrhundert nach dem Aussterben der Ludowinger um seine Stellung. Mit einer lückenlosen Kompilation der Landgrafen von Thüringen erhoffte man sich den Fortbestand (vgl. Bastert 1994, Weicker 2001). Die einzig anerkannte zeitgenössische Quelle, die „Chronica Slavorum“ des Arnold von Lübeck (Abt des Johannesklosters) (vgl. Bastert 1994, 254, Hucker 1988, Weicker 2001, 2.) berichtet von der / den Eheverbindung / -en Ludwig III. Hier wird die Heirat Ludwig III. mit der Mutter des dänischen Königs Knut überliefert. Zuvor habe er eine erste, nicht näher beschriebene Ehefrau auf Grund zu naher Blutsverwandtschaft verstoßen.

Die bisherigen Darlegungen des Forschungsstands um den Eneideepilog zeigen die grundlegenden Schwierigkeiten bei der Textbewertung. Die Verantwortung und die Macht eines Schreibers oder Editors bei Emendationen, Konjekturen oder Normalisierungen oder bei der Anlegung eines Stemmas obliegen nicht nur den Interessen der Auftraggeber, sondern können ebenso gefärbt oder kontaminiert sein durch politische oder gesellschaftliche und letztendlich auch sprachliche Unterschiede.

Das textkritische Prinzip des „lectio difficilior“ scheint hier gegeben, da zwar ein Original existierte (anders als z. B. bei Walther von der Vogelweide), jedoch die rekonstruierten oder veränderten Archetypen in viefältigster Weise zu lesen und zu interpretieren sind. Im folgenden Kapitel stelle ich weitere „Schwachstellen“ der Annahmen um die Textgenese dar.

2.3 Zweifel und Ungereimtheiten

Zur Aufklärung des erwähnten Diebstahls des Manuskripts auf der Klever Hochzeit zwischen Ludwig III. und einer „gravinne von Cleve“ durch einen „graven Heinrich“ sind eigentlich alle Beweise vorhanden. Das Jahr, der Ort und der Dieb werden genannt, Ermittlungen abgeschlossen, das corpus delikti ist nach neun Jahren wieder aufgetaucht und die Straftat dürfte verjährt sein – Akte geschlossen. Bei genauerem Hinsehen wird sich jedoch zeigen, dass etliche Zweifel an der Richtigkeit der Beweise entstehen müssen.

Die Ausgangssituation wird im Epilog folgendermaßen beschrieben:

her liez ez einer frouwen ze lesene und ze schouwen, ê danne manz wol schreve (Zeilen 13455-13447, Ettmüller 1986, 750).

Der Autor überlässt das unfertige Manuskript einer Dame zum Lesen, dies erscheint zunächst plausibel, da adlige Frauen über literarische Bildung verfügten und oft als Gönner und Mäzene auftraten. Da Veldeke im Epilog der Servatiuslegende eine Gräfin von Loon als Gönnerin erwähnt, die jedoch vor 1180 gestorben sein muss, könnte er auf der Suche nach einer neuen Mäzenin gewesen sein (vgl. Frings und Schieb 1956). Jedoch setzt die Ausdehnung des Machtbereichs der Klever Grafen erst später ein, so dass ein literarisches Gönnertum zum Ende des 12. Jahrhunderts als unwahrscheinlich gilt (vgl. Weicker 2001, 13). Die folgenden Mutmaßungen und Zweifel an den von Veldeke geschilderten Ereignissen sind vor diesem Hintergrund zu sehen. Wie sich später zeigen wird lässt die Frage nach der Suche des Autors um ein literarisches Gönnertum auch noch andere Antworten zu.

2.3.1 Zweifel um das Jahr der Hochzeit

Die bisherige Annahme, die Hochzeit habe im Jahr 1172 statt gefunden wird durch Otto Behagel und Edward Schröder nicht geteilt, da ihrer Meinung nach Ludwig III. bei seiner Herrschaftsübernahme im Jahr 1172 erst 21 Jahre alt war und damit noch zu jung zum Heiraten (vgl. Behagel 1882, Schröder 1904). Diese spekulative Annahme untermauert die Aussage, dass im Jahr 1174 ein Aufenthalt Ludwig III. Zusammen mit seinem Bruder Heinrich Raspe III. am Rhein belegt ist und die Hochzeit zu diesem Zeitpunkt statt gefunden haben könnte (vgl. Bastert 1994). Edward Schröder führt noch ein zweites Argument für die Heirat im Jahr 1174 an, bei dem ihm jedoch ein grober Fehler in der Identifizierung der Töchter Ludwigs III. und seines Bruders Hermanns I. unterläuft. Hätte die „Klever Hochzeit“ zu einem noch späteren Zeitpunkt statt gefunden, wäre die gemeinsame Tochter Ludwigs III. und Margaretes: Jutta bei ihrer Heirat im Jahr 1190 noch minderjährig gewesen. Eine Mutmaßung, die laut Bernd Bastert den bürgerlichen Ehevorstellungen des 19. Jahrhunderts geschuldet ist (Bastert 1994, 255). Die mittelalterliche Adelsehe wurde durchaus zwischen Minderjährigen geschlossen (Z. B. wurde die Prinzessin Elisabeth von Ungarn als 14-jährige mit dem Landgrafen Heinrich IV., Sohn Hermann I. vermählt (vgl. Isenburg 1981, Tafel 40)). Schröder verwechselt allerdings die Tochter Ludwig III. mit der Tochter Hermann I. Beide sind nach ihrer Großmutter Jutta benannt worden. So ist es nicht die Tochter Ludwig III., die den Wettiner Dietrich von Meißen (Schröder nennt ihn von Groitsch) ehelicht, sondern die Cousine die Tochter Hermann I. (vgl. Schröder 1904, Bastert 1994). Das Argument für oder gegen eine Heirat im Jahr 1174 ist somit hinfällig.

Sabine Weicker fasst die Überlegungen zum Zeitpunkt der Hochzeit zusammen. Sie sieht eine Beziehung der Klever Grafen zu den Staufern, nachgewiesen bis zum Jahr 1171, die für eine eheliche Verbindung jeweils eines Vertreters des Adelsgeschlecht aus politisch-dynastischen Gründen zur Machtkonsolidierung nahe legen würde. Allerdings beruhten alle Angaben zum Hochzeitsjahr auf „Spekulationen“ und „Abwägungen von Plausibilitäten“ (Weicker 2001, 6), so dass der Zeitpunkt nicht genau benannt werden darf und offen bleiben muss.

2.3.2 Zweifel am Ort der Hochzeit

Das Fehlen von „Beweisen“ oder Urkunden, die die näheren Umstände erklären könnten, führten in der Forschungsliteratur zu einigen historisch nicht verifizierbaren Annahmen, die die „Tatsachen“, wie sie Heinrich von Veldeke im Epilog beschreibt, stützen können sollen. Die zuvor beschriebene „Klever Hochzeit“ und ihr mutmaßliches Datum gehört ebenso dazu wie der Ort der Hochzeit. Die vage Annahme Edward Schröders „am Rhein“ (vgl. Schröder 1904) bezweifelt auch Bastert. Im Frühjahr 1174 ist zwar ein Aufenthalt der Brüder Ludwig III. und Heinrich Raspe III. am Rhein bezeugt, allerdings in Aachen, rund 100 km von Kleve entfernt (vgl. Abb. 1). Am Ostersonntag, den 24. März 1174, während eines Hoffestes zur Festkrönung Barbarossas, ist die Anwesenheit der beiden Brüder urkundlich bezeugt (Bastert 1994, 256 f., Weicker 2001, 6). Die Annahme, dass diese „Gelegenheit“ für die Heirat genutzt wurde, lässt sich auf Grund der großen Entfernung nicht halten, zudem könnte Ludwig III., der Neffe Barbarossas, eine wichtige Rolle beim protokollarischen Ablauf der Festkrönung übernommen haben. Diese wichtige Machtdemonstration des Thüringer Landgrafenhofes dürfte eine parallel stattfindende Hochzeit unmöglich gemacht haben.

Die Beschreibung Veledekes im Epilog „dô si der landgrâve nam, dô wart daz bûch ze Cleve verstohlen“ gibt über den Ort der Hochzeit keine Auskunft. Es ist nicht zwangsläufig anzunehmen, dass das Buch auf der Hochzeit gestohlen wurde. Es wurde angeblich nur während der Hochzeit gestohlen („als der Landgraf sie heiratete, wurde das Buch in Kleve gestohlen“). Die mittelalterlichen Heiratsgewohnheiten des Adels sprächen ebenfalls für einen anderen Ort der Vermählung.

Die zuvor zwischen den Repräsentanten unterschiedlicher Familienverbände ausgehandelte Verbindung je eines ihrer Mitglieder wurde in aller Regel im Herrschaftsbereich des Bräutigams bzw. seines Vaters gefeiert, die Braut wurde deshalb zur Hochzeit von ihrem zukünftigen Ehemann oder dessen Gefolgsleuten heimgeführt.“ (Bastert 1994, 259).

Demnach könnte Ludwig III. sich in Kleve aufgehalten haben, dort das Buch zurückgelassen haben und mit seiner Braut nach Thüringen gereist sein. Das Buch wurde in Kleve gestohlen, die Hochzeit im Herrschaftsbereich der Ludowinger vollzogen. Allerdings gibt es für diese Theorie keinerlei Zeugen oder Urkunden, so dass weitere Mutmaßungen über den Ort des Diebstahls notwendig sind. Entscheidend für „die weiteren Ermittlungen“ sind zwei Dinge. Zum einen: Wie entstand der Kontakt zwischen Veldeke und den Ludowingern? Und zum anderen: Wie gelangte das Buch nach Thüringen, wo es vollendet wurde? Wie bereits angedeutet trat der Thüringer Landgrafenhof als großer Gönner und Auftraggeber auf, hieraus lassen sich ebenfalls Motive der möglichen Diebe ableiten.

3. Der Thüringer Landgrafenhof und weitere „Verdächtige“

3.1 Der mutmaßliche Dieb Heinrich I. von Schwarzburg

Die im zweiten Kapitel angestellten Überlegungen zur Bekanntheit und zum Wert des Eneasromans lassen durchaus erahnen, dass er ein begehrtes Diebesgut gewesen sein könnte. Allein der Pergamentwert des Manuskriptes dürfte zwar einen gewissen Wert besessen haben, jedoch ob es nur deshalb gestohlen wurde scheint zweifelhaft (vgl. Weicker 2001 8). Die Faszination am höfischen Epos und dessen Neuartigkeit könnten ein weiteres Motiv liefern. Die Mischung aus mittelalterlichen Minnethemen und Antikenrezeption, von historischen und fiktiven Stoffen sowie vom Wunderbaren und Fantastischen bis hin zum Komischen könnten große Anziehungskraft ausgeübt haben.

In der Mehrzahl der Handschriften wird im Gegensatz zur normalisierten Fassung Ludwig Ettmüllers dem Namen Heinrich der Zusatz „von swartzburg“ dazu gestellt. Das Auftauchen dieses Namens in den Handschriften G (Cod. Chart. A 584, Gothaer Hs.), H (Cod. Pal. Germ. 368, große Heidelberger Hs.) und E (Eibacher Papierhs., heute verschollen) wird jedoch von Reinhard Hahn und Bernd Bastert als Glosse eines Abschreibers angesehen und nicht dem Archetypus zugeordnet (vgl. Bastert 1994, 261, Hahn 2000, 246). Hinter dem Zusatz eines Abschreibers „Schwarzburg“ könnten folgende Annahmen bestanden haben. Der erwähnte Graf Heinrich I. von Schwarzburg (vgl. Abb. 2) lieferte sich mit Ludwig III. eine historisch nachweisbare Familienfehde. Die machtpolitischen Auseinandersetzungen auf Grund der Arrondierungsbestrebungen des thüringischen Landgrafenhofes gipfelten in militärischen Auseinandersetzungen. Hierbei wurden drei Burgen Heinrich I. durch Ludwigs Truppen „geschliffen“ (eingeebnet oder platt gemacht) (vgl. Bastert 1994, 264). Mit dem Diebstahl hätte Heinrich I. den Thüringischen Landgrafen an einer empfindlichen Stelle treffen können. Da die Ludowinger als Mäzene Veldekes auftraten und somit „Miteigentümer“ eines der literarisch bedeutensden Werke waren, könnte eine typische „offene widerrechtliche Wegnahme einer fremden Sache“ (ebd.) durchaus statt gefunden haben. Der Raub persönlicher Gegenstände als Unterpfand gehörte nach Sabine Weicker zum „typischen Charakteristikum mittelalterlicher Fehdeführung“ (Weicker 2001, 9). Beweise für einen Aufenthalt Heinrich I. in Kleve, dem Ort des Diebstahls, lassen sich nicht finden. Vielmehr ist eher bezeugt, dass die Aktivitäten der Schwarzburger nicht außerhalb des Thüringischen statt fanden (vgl. ebd.). Des weiteren lässt sich auch anzweifeln, ob Heinrich I. den Wert des Manuskripts kannte, da die Schwarzburger über kein größeres Zentrum der Schriftlichkeit verfügten und sich auf das Verfassen von Urkunden beschränkten. Die Beschreibungen des Grafen von Schwarzburg betonen vielmehr das rohe und rücksichtslose Verhalten und betiteln ihn als „grimmigen Haudegen“, der „zotige Reden“ hielt und das „höfische Verhalten anderen überließ“ (Lundgreen ziitert nach Hahn 2000, 249).

Folgt die Argumentation der handschriftlichen Überlieferung, so ist der Graf Heinrich I. von Schwarzburg als Dieb durchaus denkbar. Seine Erwähnung in den Handschriften und die Familienfehde stellen für Bernd Bastert ausreichende Indizien für eine „Verurteilung“ dar (vgl. Bastert 1994, 265). Im Gegensatz dazu zweifelt Sabine Weicker an den Motiven Heinrichs. Das Manuskript könnte nach dem Tod Heinrichs I. beim „Erfurter Latrinensturz“ im Jahr 1184 durch seinen Bruder Günther in die Obhut des Thüringer Landgrafen gelangt sein. Die spektakulären Todesumstände (Beim Versuch der Schlichtung des Streits zwischen dem Erzbischof Konrad I. von Mainz und dem Landgrafen Ludwig III. von Thüringen stürzt das zweite Stockwerk der Dompropstei in die Tiefe und etwa sechzig Menschen, darunter auch Graf Heinrich von Schwarzburg sterben in der darunter liegenden Abtrittsgrube.) könnten Anlass zur Emendation geboten haben und Heinrich I. als Manuskriptdieb zu „erfinden“ (vgl. Weicker 2001, 10 ff.). Die Bewertung der vorliegenden Beweise oder möglichen Motive läuft daher auf ein Unentschieden hinaus.

3.2 Der mutmaßliche Dieb Heinrich Raspe III.

Der Aufenthalt der beiden Brüder Ludwig III. und Heinrich Raspe III. in der Rhein-Maas-Gegend gibt ebenfalls Anlass zur Spekulation über den mutmaßlichen Dieb des Manuskripts. Folgt man der Argumentation um den fälschlicherweise eingefügten Zusatz „von schwarzburg“, könnte die Motivvariante wie sie auch bei Ludwig Ettmüller abgedruckt ist, in Betracht gezogen werden. Demnach wäre der Dieb der Bruder Ludwig III.: Heinirch Raspe III. (vgl. Abb. 2).

des wart diu grâvinne gram dem grâven Heinrîch, der ez nam.“ (Vers 13457-13458, Ettmüller 1986, 750).

Die Motive für diese Variante des Diebstahls bleiben jedoch unklar, da sich zum einen Heinrich weder im Klinsch mit seinem Bruder befand, vielmehr waren beide auch in landespolitischen Angelegenheiten gemeinsam unterwegs, so dass ein gegenseitiges Zufügen von materiellem Schaden als unwahrscheinlich erscheint (vgl. Bastert 1994, 261 f.). Zum anderen wäre ein Diebstahl aus literarischem Interesse kontraproduktiv gewesen. Nimmt man an, dass die Frau Ludwig III. Margarete (vgl. Abb. 2) die neue Gönnerin Heinrich von Veldekes war (vgl. Kap. 2.3), so war der Roman bereits in Familienbesitz. Die durch den Diebstahl verzögerte Fertigstellung dürfte nicht im Sinne Heinrich Raspe III. gewesen sein, ebenso ist nicht nachgewiesen, ob er des Lesens überhaupt mächtig war und sich ihm eine Gelegenheit für die Entwendung bot. Hält man an der These des Raubes fest, bleibt die Frage nach dem Verbleib des Manuskripts. Im folgenden stelle ich daher das „literarische Treiben“ am Hof der Ludowinger dar und stelle Vermutungen über das Auftauchen des Manuskripts nach etwa neun Jahren an.

3.3 Die Ludowinger als Literaturmäzene

Den Hintergrund für die Überlegungen zum Diebstahl (1172/1174) und der neunjährigen Verschollenheit sowie Abschluss des Romans im Jahr 1184/1186 bilden erneut die Zeilen 13448 und 13466-13470 des Epilogs. Das literarische Mäzenatentum der Gräfin von Kleve, die lobend erwähnt wird, ebenso wie der Pfalzgraf Herman deuten die Verbindung Veldekes vom Rheinischen nach „Doringen“ (vgl. Hahn 2000, 256, Weicker 2001, 12) an.

Der Beginn der Gönnerschaft und das Auftreten als Literaturmäzene lässt sich mit eben dieser Förderung des Eneasromans datieren. Ludwig II. (der Eiserne) kündigt in einem unbestätigten Brief von 1162 dem französischen König zwei seiner Söhne zur literarischen Ausbildung in Paris an. Das Interesse galt nicht nur der Literatur als Statussymbol, sondern auch um sie lesend rezipieren zu können. Die jüngste Tochter Ludwig II. Jutta (vgl. Abb. 2) konnte sehr gut Latein lesen und schreiben und war daher in der Lage, Bücher und Texte zu lesen. Mit dem Ausbau der Neuenburg an der Unstrut und den Verbindungen zu den Hohenstaufern (Ludwig II. war mit Jutta von Hohenstaufen verheiratet), denen auch der spätere Kaiser Friedrich Barbarossa entstammt, gab es zahlreiche Verbindungen auch ins Rheinländische (vgl. Bumke 1979, Hahn 2000).

Ein zentrales Ereignis bildet hier das Mainzer Pfingstfest von 1184, das als einzigartige Selbstdarstellung kaiserlicher Macht und materieller Pracht bekannt wurde. Friedrich I. Barbarossa lud aus Anlass der Schwertleite (Ritterpromotion, später Ritterschlag) seiner Söhne Heinrich und Friedrich etwa 40.000 Ritter ein. Auf diesem Fest waren auch Dichter, Epiker und Minnesänger vertreten (vgl. Goerlitz und Immisch 1984, Kinder und Hilgemann 1992). Während der Feierlichkeiten könnten sich Hermann I. (Bruder Ludwig III. und ab 1181 Pfalzgraf von Sachsen und nach dem Tod Ludwig III. Landgraf von Thüringen) (vgl. Abb. 2) und Heinrich von Veldeke begegnet sein. Das starke literarische Interesse Hermann I. schloss später unter anderen auch Autoren wie Walther von der Vogelweide (Walther erwähnt Hermann I. in zwei Strophen: „Thüringer Hofschelte“ und „Atzestrophe“) und Heinrich von Morungen ein (vgl. Bumke 1979). Um 1260 ist der „Wartburgkrieg“ überliefert, ein Wettsingen zur Ehrerbietung Hermann I. um ihn als grandiosen Gönner im Gedächtnis zu behalten (vgl. Wachinger 2003).

3.4 Neun Jahre verschollen und der Weg nach Thüringen

Über den Verbleib des Manuskripts lässt sich wiederum nur spekulieren. Bernd Bastert nimmt an, dass Günther von Schwarzburg den Romantorso nach dem Tod seines Bruders Heinrich I. (vgl. Kap. 3.1) an den Landgrafenhof nach Thüringen vermittelte (vgl. Bastert 1994). Die Gründe für die Herausgabe des möglichen Unterpfands in der Fehde sind jedoch unklar. Im anderen Fall hätte sich das Manuskrpit im Nachlass Heinrich Raspe III. 1180 finden lassen müssen, was allerdings nicht nachweisbar ist (vgl. Weicker 2001, 11 f.). Eine dritte Variante leitet Reinhard Hahn aus den Versen 353, 14 ab:

„sint was daz bûch niun jâr meister Heinrîche benomen, daz her dar nâch niht mohte komen, unz her quam ze Doringen in daz lant, dâ her den phalinzgrâven vant von Sassen, der im daz bûch liez unde ez in volmachen hiez“ (Zeilen 13464-13470)

Zunächst wird nur über den Ortswechsel Veldekes gesprochen, das Verschwinden des Manuskripts mangels Beweisen außer acht gelassen. Veldekes Aufenthalt und Schaffen in den Jahren 1172/1174 bis 1184/1186 ist nicht mehr nachvollziehbar. Auch die relative Chronologie der Servatiuslegende, an der Heinrich in der Zwischenzeit gearbeitet haben könnte ist nicht gesichert. Allein Spekulationen geben Aufschluss über die rheinisch-mitteldeutschen Epen (vgl. Ettmüller 859). Erst der Aufenthalt des Dichters in Thüringen ist unbestritten (vgl. Hahn 2000). Dass das unfertige Werk nicht zwangsläufig auf einem anderen Wege an den Thüringer Landgrafenhof gelangte ist die nicht ausgesprochene Vermutung Hahns (vgl. ebd. 2000, 266). Dieser Gedanke eröffnet eine neue Möglichkeit, den Diebstahl und das neunjährige Verschwinden zu erklären.

4. Wahrheit oder Fiktion – Die Kriminalgeschichte des Heinrich v. V.

4.1 Heinrich von Veldeke als „Dieb“ seines eigenen Werkes

Die historisch-kritische Analyse des Manuskriptdiebstahls gibt im Wesentlichen keinen Aufschluss über die Chronologie des Romans. Die Vermutungen in der Forschungsliteratur haben jedoch entscheidenden Einfluss auf das (Selbst-)Verständnis im Umgang mit den überlieferten Handschriften des Eneasromans von Heinrich von Veldeke. Die Widersprüche und berechtigten Zweifel an der Klever Hochzeit, der Verdächtigung von Schwarzburgs sowie die nicht mehr nach zu vollziehende Pause des Schreibens von neun Jahren können die im Epilog beschriebene Geschichte weder bestätigen noch entkräften. Schließt man den Diebstahl aus, so gibt es noch eine mögliche Konstellation der Ereignisse um die Textgenese des Eneasromans: Die Kriminalgeschichte des Epilogs ist frei erfunden und reine Fiktion. Vorbilder für eine solche Inszenierung lassen sich nicht nur in der Antike, sondern auch in anderen mittelalterlichen Werken finden. Als Beispiele nennt Sabine Weicker den römischen Schriftsteller Gaius Suetonius Tranquillus (etwa 70-130/140 n. Chr.), der in „de viris illustribus“ den Diebstahl seines unveröffentlichten Werkes beschreibt. Auch Cicero (106-43 v. Chr.) berichtet in einem Brief an P. Sulpicius (121-88 v. Chr., röm. Redner und Politiker) von einem Buchdiebstahl (vgl. Weicker 2001, 15 ff.). Obwohl die antiken Werke rezipiert wurden bleibt unbekannt welche Veldeke bekannt waren und zum Vorbild gedient haben könnten. Ähnliche Verflechtungen von Historizität und Fiktionalität lassen sich aber auch in mittelalterlichen Dichtungen finden. In der „Nibelungenklage“ (1200-1230), die in den handschriftlichen Überlieferungen dem Nibelungenlied folgt, werden uneindeutige Handlungen themeatisiert und erklärt. Ebenso lassen sich in Ulrich von Lichtensteins „Frauendienst“ (1255) fiktionale Elemente feststellen. Das Auftreten eines Erzählers in der ersten Person wurde lange Zeit mit der Stimme des Autors gleichgesetzt und führte zu irritierenden Rückschlüssen seiner Biografie.

„Diese Beispiele für Buch- und Diebstahlsgeschichten in Antike und Mittelalter mögen genügen. Es dürfte deutlich geworden sein, wie groß das Motiv-Repertoire war, aus dem Veldeke schöpfen konnte: es ist ernsthaft damit zu rechnen, dass der Bericht über den Diebstahl des ´Eneas`-Manuskripts literarische Fiktion ist.“ (Weicker 2001, 17).

In wie fern sich diese Möglichkeit der Textbehandlung wiederum auf den Eneasroman und die Rolle des Autors auswirkt bleibt zwar auch Spekulation, erweitert jedoch den literarische zu betrachtenden Horizont. Mit dem Einräumen dieser fiktionalen Variante ergeben sich neue Lesarten des Textes.

4.2 Die veränderte Rolle des Autors

Einen Hinweis auf die veränderten Umstände im Umgang mit Literatur im 12. Jahrhundert geben die im Roman behandelten Themen. Die mündliche Vermittlung war dem Publikums vertraut. Jedoch auf Grund der komplizierten Handlungsstränge und wechselnden Perspektiven des Eneas wird das reine Zuhören schwer gefallen sein. Auch die Länge des Romans weist darauf hin, dass die höfische Epik durchaus auch lesend rezipiert wurde (vgl. Hahn 2000, 258). Diesem Umstand folgend und der Erkenntnis auf das Verdienst der Mäzene angewiesen zu sein, lassen die vom Autor frei eingefügten Versen am Ende plausibel erscheinen. Veldeke bricht mit den üblichen Gepflogenheiten und bringt seine eigene Biografie in den Entstehungsprozess ein. Das Verbindungsnetz Autor, Werk und Empfänger wird erweitert. Die Nennung des Autor und Beschreibung der besonderen Entstehungsumstände (real oder nicht) werten den Autor und das Werk auf (vgl. Bastert 1994, Weicker 2001). Verstärkend kommen noch die mittleren Zeilen des Epilogs (13429-13490) hinzu, die wahrscheinlich von fremder Hand geschrieben sind und Heinrich als Meister der Dichtkunst preisen. Das Gönnerlob und die Ehrerweisung an alle vier Brüder des thüringischen Landgrafen (vgl. Abb. 2, Zeilen 13465-13490) verdeutlichen den Stellenwert der Mäzene und rechtfertigen die Kriminalgeschichte, um den eigenen Status und eventuell folgende Aufträge zu sichern sowie ebenso das vollbrachte Werk „en vogue“ zu halten.

Der vorangegangene Verlust des Gönners, eventuell mit dem Tod Agnes von Loon könnte für Veldeke einen finanziellen und persönlichen Bankrott bedeutet haben, so dass er auf der Suche nach einem neuen Mäzenen die Unterbrechung des Schreibens zu kaschieren versuchte und am Ende mit der erfundenen Diebstahlsgeschichte sein persönliches Scheitern in einen Erfolg umwandeln konnte (vgl. Weicker 2001). Fest zu halten bleibt letztendlich nur die besondere Bedeutung der wenigen Verse des Epilogs für den gesamten Text, seine Entstehung und die Rolle des Autors. Der zunehmende Einfluss der Geldwirtshaft und des Städtewesens könnten einen weiteren Grund für die Kommerzialisierung des Literaturbetriebs bedeutet haben. Die Aufnahme durch den herausragenden Mäzen Hermann I. von Thüringen und die Anstellung am Hof, dem Zentrum mittelalterlicher Dichtung, stellten eine großen Anreiz und förderten eventuell die Kreativität Veldekes.

5. Resümee

Bertolt Brecht schreibt in einer Geschichte vom Herrn Keuner:

„Was tun sie“, wurde Herr K. gefragt, „wenn sie einen Menschen (Text) lieben?“ „Ich mache einen Entwurf von ihm“, sagte Herr K., „und sorge, dass er ihm ähnlich wird.“ „Wer? Der Entwurf?“ „Nein“, sagte Herr K., „der Mensch (Text).“ (Brecht 1971)

In der etwa 150-jährigen Geschichte der Forschung um die „relative Chronologie mittelhochdeutscher Romane der 12. und 13. Jahrhunderts“ (Bastert 1994, 253), begonnen mit den Aufsätzen Behagels bis zu den Beiträgen Hahns oder Weickers, lassen sich diverse Lücken oder „blinde Flecken“ (Weicker 2001, 1) erkennen. Ein Umstand der dernebenfalls lückenhaften handschriftlichen Textfragmenten geschuldet ist. Es gibt keinen Autor mehr, keine Angehörigen, die zu befragen wären, keinen Briefkontakt wie bei Goethe oder Hölderlin, keine Notizen auf Servierten wie bei Rowling, die über einen Text erschöpfend und „wahr“ aussagen könnten. Das erschwert und macht die Aufgabe auf der Suche nach der „Wahrheit“ aber auch interessant. Ein dogmatisches Vorgehen und das „Glauben der reinen Textaussage“ haben jahrelang die Forschung in eine Sackgasse getrieben, aus der der Ausweg nur im Zurechtbiegen der Umstände gesehen wurde. Ähnlich einem Herrn Keuner sind eigentlich unmögliche Jahresangaben übernommen (vgl. Kap. 2.3.1) oder unlogische Familienkonstellationen (vgl. Kap. 3.1 und 3.2) angenommen worden und so die Textgenese dem Entwurf angepasst.

So lange keine neuen Textzeugen auftauchen, vielleicht gibt es doch noch eine verschollene Handschrift, ist eine Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen m. M. nach sehr müßig und zudem auch schon zu oft ergebnislos durchgeführt worden. Zweifelsohne stellt die lückenlose Aufklärung der Umstände und der tatsächlichen Textgenese eine philologische Notwendigkeit dar, zumal Veldeke selbst des Schreibens mächtig war und auf einen Archetyp geschlossen werden kann, anders als z. B. bei Walther von der Volgelweide, jedoch werten die neuen, bewusst freier und logisch spekulierten Überlegungen zum Eneasroman das Werk als literarische Großtat seiner Zeit enorm auf. Die Diemensionalität des Epilogs zeigt den bewußten Einsatz von fiktiven Elementen, die Autor, Werk und Entstehungsprozeß gekonnt miteinander verknüpfen. Veldeke kannte neben der antiken lateinischen Vorlage Vergils „Aeneis“, auch die altfranzösiche, bereits veränderte Romanvorlage des „Roman d´Eneas“. Eine eigene mittelhochdeutsche zu erstellen verlangte neben dem Vermögen Latein und Altfranzösisch sprechen und schreiben zu können, auch die Themen wie Antike Götter, Sagen, Helden, Ritter, Minne zu kennen und miteinander zu verweben, bzw. umschreiben zu können. Der moderne höfiche Roman, zu dessen Wegbereitern Veldeke eindeutig zählt, überträgt gekonnt antike Topoi in aktuelle Lebens- und Gesellschaftsumstände und dürfte auf die adlige Hörer- und Leserschaft einen großen Reiz ausgeübt haben.

Die Umstände, im Auftrag eines Mäzenes arbeiten zu müssen oder zu dürfen hat Veldeke als Chance begriffen, sein eigenes Oevre schon zu Lebzeiten „unsterblich“ zu machen. Dass Literatur auch schon im Mittelalter fiktiv war, anders als antike Stoffe und Codecs es zugelassen hätten, lässt die Großartigkeit Veldekes erkennen. Obwohl eventuell durch historische und mittelalterliche Vorbilder angeregt (vgl. Kap. 4.1) erschafft Veldeke mit der kleinen Kriminalgeschichte des Epilogs eine Plastizität, die Autor und Werk selbstbewusst und glanzvoll erscheinen lassen. Spontane Verbindungen zum Geniegedanken der späteren Generationen um Goethe, Schiller oder Shakespeare drängen sich auf. Historisch gesehen mag die Frage nach der Echtheit der beschriebenen Hochzeit und des erfolgten Diebstahls von großer Bedeutung sein, jedoch lenkt sie viel mehr ab von der Betrachtung des Wesentlichen. Nach wie vor gibt es (zum Glück) nicht die eine Lesart des „Eneasromans“. Dazu sind die Vorlagen zu zahlreich, die Abschriften zu ungenau und eingefärbt, die Zeugen zu lückenhaft und unser heutiges Verständnis von Literatur im Gegensatz zur höfischen Epik im 12. Jahrhundert zu weit entfernt oder um mit den Worten Wilhelm Busch zu schließen:

Alle Worte scharwenzeln um die Wahrheit herum; sie ist keusch.“ (Wilhelm Busch).

6. Literaturverzeichnis

Bastert, B. (1994). DÔ SI DER LANDGRÂVE NAM. Zur „Klever Hochzeit“ und der Genese des Eneas-Romans. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur (ZfdA). 123 (1994). 253-273.

Behagel, O. (Hrsg.) (1882). Heinrichs von Veldeke Eneide. Heilbronn: Henniger.

Biesterfeldt, C. (1995). Werkschlüsse in der höfischen Epik des Mittelalters. Ein Forschungsbericht. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 25 (1995): 51–67.

Brecht, B. (1971). Geschichten vom Herrn Keuner. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Bumke, J. (1979). Mäzene im Mittelalter. Die Gönner und Auftraggeber der höfischen Literatur in Deutschland. München: Beck.

Bumke, J. (1996) Der unfeste Text. Überlegungen zur Überlieferungsgeschichte und Textkritik der höfischen Epik im 13. Jahrhundert. In: Ders. (Hrsg.). Aufführung und Schrift in Mittelalter und Früher Neuzeit. Stuttgart. Weimar: Metzler. 118-129. Germanistische-Symposien-Berichtsbände Nr. XVII.

Ettmüller, L. (Hrsg.) (1986). Heinrich von Veldeke. Eneasroman. Mittelhochdeutsch Neuhochdeutsch. Stuttgart: Reclam.

Frings, T., Schieb, G. (1949). Drei Veldekestudien: das Veldekeproblem, der Eneideepilog, die beiden Stauferparteien. Berlin: Akad.-Verl.

Frings, T., Schieb, G. (1956). Die epischen Werke des Henric van Veldeken I: Sente Servas, Sanctus Servatius. Halle (Saale): Niemeyer.

Fromm, H. (1989). Der Eneasroman Heinrich von Veldeke. In: H. F. Arbeiten zur deutschen Literatur des Mittelalters. Tübingen: Niemeyer. 80-100.

Goerlitz, E., Immisch, J. (Hrsg.) (1984). Zeiten und Menschen. Vom Mittelalter bis zum Absolutismus. Paderborn: Schroedel.

Hahn, R. (2000). unz her quam ze Doringen in daz lant. Zum Epilog von Veldekes Eneasroman und den Anfängen der höfischen Dichtung am Thüringer Landgrafenhof. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. 237 (2000) 152, 241-267.

Hucker B. U. (1988). Die Chronik Arnolds von Lübeck als „Historia Regum“. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters. (1988) 44.

Isenburg, W. K. Prinz v. (1981). Die deutschen Staaten. Die Stammesherzoge. Marburg: Stargardt.

Kinder, H., Hilgemann, W. (1992). dtv-Atlas zur Weltgeschichte. München: Deutscher Taschenbuchverlag.

Kraus, C. (1908). Die ursprüngliche Sprachform von Veldekes Eneide. In: Untersuchungen und Quellen zur germanischen und romanischen Philologie. Festschrift Johann Kelle. Prager deutsche Studien (1908) 8. 211-224.

Moser, H, Tervooren, H. (1977). Des Minnesangs Frühling. Stuttgart: Hirzel.

Peters, U. (1981). Fürstenhof und höfische Dichtung. Der Hof Hermanns von Thüringen als literarisches Zentrum. Konstanz: Universitätsverlag.

Schieb, G. (1964). Heinrich von Veldeke. Berlin: Akademischer Verlag.

Schlosser, H. D. (2002). dtv-Atlas – Deutsche Literatur. München: Deutscher Taschenbuchverlag. 9. durchges. u. akt. Aufl.

Schröder, E. (1904). Der Epilog der Eneide. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur (ZfdA). 47 (1904). 291-301.

Strickhausen, G. (1998). Burgen der Ludowinger in Thüringen, Hessen und dem Rheinland. Studien zu Architektur und Landesherrschaft im Hochmittelalter. In: Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 109 (1998). Darmstadt und Marburg. 26f.

Tervooren, H. (2006). Van der mas tot up den Rijn. Ein Handbuch zur Geschichte der mittelalterlichen volkssprachigen Literatur im Raum von Rhein und Maas. Berlin: Schmidt.

Wachinger, B. (2003). Der Sängerkrieg auf der Wartburg. Von der Manessischen Handschrift bis zu Moritz von Schwind.Berlin, New York: De Gruyter.

Walter, K. (1970). Quellenkritische Untersuchungen zum ersten Teil der Servatiuslegende Heinrichs von Veldeke. Clausthal-Zellerfeld: Bönecke. Dissertation Münster.

Wehrli, M. (1984). Literatur im deutschen Mittelalter. Eine poetologische Einführung. Stuttgart: Reclam.

Weicker, T. S. (2001). DÔ WART DAZ BÛCH ZE CLEVE VERSTOHLEN. Neue Überlegungen zur Entstehung von Veldekes ,Eneas`. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur (ZfdA). 130 (2001). 1-19.

Wolff, L. (1973). Überlegungen zur sprachlichen Gestalt der Eneide Heinrichs von Veldeke. In: Schönhaar, R. (Hrsg.). Dialog. Literatur und Literaturwissenschaft im Zeichen deutsch-französischer Begegnung. Festschrift Josef Kunz. Berlin (West): E. Schmidt. 11-21.

Abbildungsnachweis des Titelblattes

Cod. Pal. Germ 848, große Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse), digitalisierte Form (Universitätsbibliothek Heidelberg). „her heinrich von veldig“. Letzter Zugriff unter: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0055 am 11.09.2007.

7. Anhang

7.1 Abbildungen

Abb. 1: „Das Reich der Hohenstaufen 1125-1254“ (Kinder und Hilgemann 1992, 164).

Abb. 2: „Die Landgrafen von Thüringen und andere Beteiligte rund um den Epilog“ (verändert nach Isenburg 1981, Tafel 40).

Normalisiertes Mittelhochdeutsch

In dem aberellen sô die bluomen springen

so loubent die linden und gruonent die buochen,

sô habent ir willen die vogele und singen,

wan si minne vinden, alsdâ si suochen

an ir gnôz, wan ir blîdeschaft ist grôz, der mich nie verdrôz.

wan sie swîgen al den winter stille.

Altlimburgische Form

In den aprillen sô die blûmen springen

sô louven dî linden ende grûnen dî bûken

sô heven bit willen di vogele here singen,

sint sî minne vinden al da sî sî sûken

ane heren genôt, want here blîtscap is grôt der mich nîne verdrôt,

want sî swegen al den winter stille.

Im April, wenn die Blumen aufgehen, die Linden blühen und die Buchen grünen, wenn die Vögel singen wollen, da sie Minne finden; überall ihren Genuss suchen, da ihre Freude groß ist, verdrießt es mich nicht. Denn sie schwiegen den ganzen Winter still.

Abb 3.: „Normaliserte Fassungen“ (verändert nach Moser und Tervooren 1977).